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Musik für Hoffnungslose: Edition Januar bis Juni 2025

  • moritzhanfgarn
  • 28. Juni
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Juni

15 Alben you might have missed in der ersten Jahreshälfte 2025.


Albumcover: aya - Hexed!
Albumcover: aya - Hexed!

Tunic - A Harmony of Loss Has Been Sung (Noise Rock)

Zu diesem Album findet ihr hier bereits einen Artikel von mir. 








Sentries - Gem of the West (Post Punk, Indie Rock)

Unvorstellbar eigentlich, dass das Projekt Sentries lediglich aus einer Person besteht, aber dann ist es eigentlich doch ganz logisch: Gem of the West ist eine kohärente Vision, die eigentlich nur aus der Kompromisslosigkeit entstanden sein kann. Mit müheloser Leichtigkeit tänzelt das Album durch sämtliche Facetten der Gitarrenmusik. Extrem unterhaltsam. 








Nazar - Demilitarize (Experimental R’n’B)

POP IS NOT DEAD! Demilitarize ist extrem präzise in der Verschleierung des eigenen Spektakels. Manchmal geht es vielleicht darum, sich gleichzeitig zu öffnen und trotzdem den eigenen Standpunkt zu schärfen. Dem Album gelingt genau das, es ist zugleich einzigartig und doch nachvollziehbar. 








aya - Hexed! (Deconstructed Club, UK Bass)

BRAT für Hoffnungslose, oder: Ich gehe in den Klub in Zeiten des rechten Kulturkampfes. Obwohl es musikalisch vielleicht eines der eher unzugänglicheren Alben auf dieser Liste ist, entspricht Hexed! hier am meisten dem Zeitgeist - Die neoliberale Identität im Kontrast zur grundsätzlich queeren Körperlichkeit. 








billy woods - GOLLIWOG (Hip Hop)

Euch billy woods nahezulegen ist vielleicht nicht besonders überraschend, aber man muss es trotzdem immer wieder sagen: Niemand im Hip-Hop verbindet derzeit so gekonnt Experiment und Tradition. GOLLIWOG unterscheidet sich nicht großartig von billy woods vorherigem Werk, ist aber trotzdem eine seiner stärksten, rundesten Arbeiten und ein guter Einstieg in seine Diskographie. 








These New Puritans - Crooked Wing (Indie Rock, Postminimalismus, Ambient Pop)

Ein gutes Album ist vielleicht abwechslungsreich und eigenartig zugleich. Dann können wir uns sicher sein, dass ein komplexes Seelenleben hier zu Schall geworden ist. These New Puritans begehen diese Synthese mit einer bewundernswerten Souveränität. Crooked Wing ist eine herausfordernde, aber bewegende Reise in eine allzumenschliche Erfahrungswelt.   








Open Head - What Is Success (Post Punk)

Ich will hier eigentlich nicht so technisch werden, aber Instrumentierung, Komposition und Produktion sind was dieses Album transgressiv macht. Man scheitert an den eigenen Hörgewohnheiten, ohne dass es ungefällig ist. 








Amuleto Apotropaico - Amuleto Apotropaico (Electroacoustic, Improvisation)

Ich plädiere für die neue Genrebezeichnung Hyperactive Ambient.








Lonnie Holley - Tonky (Soul)

Lonnie Holley, der eigentlich bildender Künstler ist, benutzt Musik um die eigene Biografie zu befragen. Es erreicht nicht ganz die Höhen des Vorgängeralbums Oh Me Oh My, nichtsdestotrotz bleibt Tonky ein Meilenstein der antirassistischen Popmusik. 








YHWH Nailgun - 45 Pounds (Post Punk)

Schorsch Kamerun vertritt die These, Punk sei 1980 gestorben. Das deckt sich im weiteren Sinne mit Baudrillards Begriff vom Verschwinden: Die Dinge verlassen ganz langsam die Welt, sobald sie sich in dieser materialisieren, das Verschwinden ist der ontologische Modus im postmodernen Kapitalismus. Das soll aber nicht heißen, man könne den Punk nicht weiterentwickeln und -denken. YHWH Nailgun ist vielleicht die unmittelbarste Entsprechung von Punk-Musik des Jahres. Untoter Punk also?








Squid - Cowards (Post Punk)

Musik als Zeitzeugnis - keine Band fängt den Weltuntergang als Gefühl so präzise ein wie meine derzeitige Lieblingsband Squid. Denn hier wird nicht nur der Zusammenbruch der Gesellschaft hin zur Dystopie selbst beschrieben, sondern auch die ironische Distanz dazu. Crispy Skin und Well Met sind ziemlich sicher meine meistgehörten Stücke des Jahres bisher. 








Djrum - Under Tangled Silence (Electronic)

Etwas gefällig, aber die Gratwanderung zwischen Elektronischer Musik und Klassik hat ehrlicherweise auch eine ganz schöne historische Spanne zu überbrücken. Tatsächlich sind die klassischen Elemente des Albums schlüssiger und feinsinnig genug, als dass Under Tangled Silence einen Platz auf dieser Liste mehr als verdient hat. 








I'm Being Good - Shapeshitter (Experimental Rock)

Mein gedanklicher Versuch besteht hier eigentlich darin, die Methoden von Bertolt Brecht und seinem Theater, das als die bisher gelungenste Anwendung eines wissenschaftlichen Sozialismus auf die Kunstform angesehen werde kann, anzuwenden. Das heißt, es muss der historische Charakter der kapitalistischen Gesellschaftsform und damit einhergehend die dialektische Natur und Veränderbarkeit von Mensch und Ökonomie dargestellt werden. I’m Being Good von Shapeshifter lässt sich auf diese Methoden untersuchen, wenn es die Materialität seines Instrumentariums in den Fokus rückt. Material wird hier als fehlbar markiert und wo Fehlerhaftigkeit herrscht ist Stillstand ein Ding der Unmöglichkeit ("Wir müssen die Fehlerquote erhöhen"). Zudem ist es in Zeiten von absoluter digitaler Dominanz in der Musikproduktion von großer Wichtigkeit aufzuzeigen, dass sich hinter den monatlichen 9,99€ für das Spotify-Abo noch echte Menschen und Instrumente verbergen. 








Ichiko Aoba - Luminescent Creatures (Ambient Pop)

Ich kann zu diesem Album gar nicht so viel sagen, außer dass ich Ichiko Aoba für eine der begabtesten Songwriterinnen unserer Zeit halte. Luminescent Creatures setzt ihre Tendenzen in die Kammermusik fort und ihre Kompositionen erhalten eine gewaltige Tiefe, auf die man sich wieder und wieder einlassen kann - und sollte. 








Vanessa Rossetto - Pictures of the Warm South (Field Recordings)

Ich feile noch an meinem Vokabular, um Field Recording-Alben qualitativ zu umschreiben. Die Überlagerung von brachialen Eigentlichkeiten ist so zuwider einem Naturalismus, den man da eigentlich vermuten müsste… Auch hier kann man Baudrillard und sein Verschwinden zu Rate ziehen - Die Abstraktion der Wirklichkeit besteht nicht immer nur aus einer künstlerischen Übersetzung, denn sich selbst zu überhöhen gelingt der Wirklichkeit meist ganz alleine. 








Noch mehr gestöbert werden kann hier.

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